Eine etwas andere WG – Teil 2

Dave landete vor einem zehnjährigen Mädchen und einer älteren Dame. Es kam ihm vor, als wäre alle Luft aus seiner Lunge gepresst worden. Das Mädchen hatte schwarzes Haar mit weißen Spitzen und ihre Augen waren von einem sehr dunklen Braun, beinahe schon schwarz. John landete auf seinen Füßen vor Dave.

„Hi, mein Sonnenschein!“, flüsterte Dave als er wieder halbwegs Luft bekam. „Mrs. Wood! Schön Sie wiederzusehen!“

John kicherte. „Hi, Stay! Mrs. Wood!“ Er schüttelte freundlich ihre Hand.

Dave stand mühsam auf.

„Mr. Wolfman! Ich verlange zu wissen, was sich soeben ereignet hat!“, befahl Mrs. Wood formell.

„Ich wollte gerade zum Fenster gehen, weil ich sehen wollte, wann endlich meine süße, kleine Schwester nach Hause kommt. Leider bin ich gestolpert und aus dem Fenster gefallen – oft bin ich ziemlich tollpatschig! Jedenfalls ist John dann aus dem Fenster geklettert, um zu sehen, ob mir auch nichts passiert ist! Nicht war, John?“ Er sah seinen Konkurrenten und besten Freund mahnend an.

Dieser nickte. „Natürlich, Dave. Weshalb sollte ich denn sonst nachgesprungen sein? Um einen am Boden liegenden Köter zu treten?“

Dave setzte ein gezwungenes Lächeln auf. „Vielen Dank, John! Mir geht es gut.“

„Zum Glück, Dave! Hoffentlich hast du dir nichts geprellt oder gar gebrochen“, ließ John mit gespielter Besorgnis verlauten.

„Ich bin mir sicher, mir fehlt nichts, John!“ Er wandte sich wieder an Staisy und ihre Lehrerin.

„Mr. Wolfman, ich habe mich dringend mit Ihnen zu unterhalten!“, befahl die Ältere.

„Sehr wohl, Mrs. Wood! Gehen wir doch hinauf.“

Staisys Lehrerin nickte und die Vier gingen hinauf vor die Wohnungstür.

Dave betastete seine Hosentaschen. „Hast du einen Schlüssel mit, John?“

„Nein, Dave, hab ich nicht.“

Staisy unterdrückte ein Lachen. „Ich habe einen Schlüssel!“ Sie stellte ihre Schultasche ab und holte ihren Wohnungsschlüssel heraus, dann sperrte das schwarzhaarige Mädchen die Türe auf und trat ein.

Vanessa und Daisy deckten gerade den Tisch.

„Hallo, Staisy, wie war die Schule?“, wollte Vanessa freundlich wissen, doch dann fiel ihr Blick auf Mrs Wood und ihr Lächeln erlosch. „Oje. Schon wieder?“, murmelte sie.

Staisy zog gerade ihre Schuhe aus und blickte auf. „Willst du nicht wissen.“

„Könnten Sie bitte Ihre Schuhe ausziehen, Mrs. Wood?“, bat Daisy freundlich.

„Natürlich, Ms. Foster!“ Damit tat sie, worum sie gebeten worden war.

„Soll ich Tee aufsetzen?“, bot Vanessa an. „Oder möchten Sie vielleicht mit uns essen, Mrs. Wood?“

„Nein, vielen Dank. Mein Mann hat gekocht. Aber ein Tee wäre schön!“

„Kommt sofort! Zwei Tassen?“

„Kaum zu fassen, dass diese alte Schachtel verheiratet ist“, murmelte Dave John zu, was ihn dazu brachte, ein Grinsen unterdrücken zu müssen.

„Nein, machen Sie bitte fünf, Ms. Rainster! Ich möchte mit Ihnen allen Vier reden!“

Vanessa nickte und ging in die Küche.

„Staisy, geh bitte in dein Zimmer und mach deine Hausaufgaben!“, bat Dave.

Seine Schwester nickte schuldbewusst. Sie konnte ihrem Bruder einfach nicht in die Augen sehen, wenn sie etwas angestellt hatte. Sie tat, was ihr Bruder ihr gesagt hatte.

Dave seufzte. „Setzen Sie sich doch, Mrs. Wood!“

Sie nahm auf dem Sofa Platz, welches um einen kleinen Teetisch stand, und als sich alle anderen auch gesetzt hatten und Vanessa den Tee gebracht hatte, begann sie: „Staisy hat sich geprügelt.“

Dave ließ seinen Kopf in seine Hände sinken. „Schon wieder?“

„Und wissen Sie, wieso sie sich geprügelt hat?“, fuhr Mrs. Wood fort, „Sie hat etwas gestohlen und sich dann geweigert, das besagte Gut zurückzugeben!“

„Sie hat etwas gestohlen?“, fragte Daisy fassungslos. „Das hat sie wirklich noch nie gemacht.

„In der Tat! Ich wollte mit Ihnen allen Vier sprechen, da ich dachte, Sie könnten ein schlechtes Vorbild für eine Zehnjährige sein… Hören Sie mir zu, Mr. Wolfman! Wenn Staisy sich einen weiteren Fehltritt erlauben sollte, sehe ich mich dazu gezwungen, Ihnen das Sorgerecht für Ihre Schwester entziehen zu lassen! Ich werde dafür auch vor Gericht gehen, wenn es sein muss.“

Dave schreckte hoch. „Was?! Aber das dürfen Sie nicht! Ich bin die einzige Familie, die sie noch hat! Sie braucht mich!“

„Ich gebe Ihnen noch eine letzte Chance! Wenn sich Staisys Verhalten nicht bessert, stecke ich sie in ein Waisenhaus! Habe ich mir klar ausgedrückt?!“

Dave unterdrückte einen genervten Seufzer und nickte. „Glasklar. Vielen Dank, Mrs. Wood! Und es tut mir wirklich unendlich leid, was passiert sit!“

Staisys Lehrerin erhob sich. „Vielen Dank für den Tee, er war wirklich köstlich!“ Damit zog sie sich ihre Schuhe an und verließ die Wohnung.

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